GARAGEN
„Längst zu klein geworden für die Karossen der Neuzeit, sind sie Werkstätten, Lagerräume, Refugien ganz privater Geschichten“ – so beschreibt das Chemnitzer Bid Book zur Kulturhauptstadtbewerbung 2025 die Garagen. Als moderne Multifunktionsräume, als Rückzugsorte und Stätten kreativen oder klandestinen Schaffens bilden sie zugleich einen wichtigen Schauplatz sozialer Interaktion und Alltagskultur, insbesondere in Ostdeutschland.
Ein gemeinsames Vorhaben des Kollegiums des ISGV rückt diesen alltäglichen Funktionsbau in den Fokus. Hintergrund sind die kulturellen, historischen und medialen Verortungen und Wahrnehmungen von Garagen – ob als Gegenstand fotografischer und literarischer Verarbeitung oder lebensweltlicher Erzählungen, als (Rückzugs-)Ort von Hobby, Heimarbeit und ‚Garagenbands‘, aber auch als Schauplatz krimineller Aktivitäten.
Unser Projektteam knüpft an einen der thematischen Schwerpunkte des Chemnitzer Kulturhauptstadtjahres an. Ein Forschungslehrprojekt am Seminar für Kulturanthropologie/Kulturgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena beleuchtete zwei Semester lang das alltagskulturelle Phänomen 'Garage' in kulturwissenschaftlicher Perspektive; die Ergebnisse wurden in Kooperation mit dem Museum für Thüringer Volkskunde in Erfurt von Sept 2024 bis März 2025 in der Ausstellung "Garagen | Geschichten. Erkundungen eines Alltagsortes" präsentiert.
Garagen als Objekt (unserer) wissenschaftlichen Forschung ist zugleich ein Thema der Ausstellung, die das Projektteam #3000Garagen auf dem Chemnitzer Garagen-Campus zeigt – und die im Kulturhauptstadtjahr ständig erweitert und modifiziert wird. Ein weiteres großes Event ist eine Lesung mit Lutz Seiler, in dessen Werk die Garagen eine markante Rolle spielen und der einen besonders engen Bezug zu Mitteldeutschland aufweist.
Das Projekt wird durch ein Blog begleitet und dokumentiert, das Raum für kleinere und längere Beiträge zum Thema Garagen als Kulturorte bietet: zum Blog.