Studien zur Migration aus Sachsen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Projektbearbeitung: Sönke Friedreich

Im Vergleich zu anderen Regionen ist die Auswanderungsforschung zu Sachsen bislang vernachlässigt worden, sodass das Bild trotz jüngerer Arbeiten weiterhin lückenhaft ist. Während einzelne Aspekte wie etwa die frühe Auswanderung nach Brasilien, die Emigration der sog. Stephanisten sowie die sorbischen Auswanderer in den USA in der Tiefe erforscht wurden und 2021 ein Band zur überseeischen Migration aus Sachsen im 19. Jahrhundert erschienen ist, fehlt eine umfassendere Darstellung, insbesondere zu subjektiven Erfahrungen und Sichtweisen. Diese Lücken beziehen sich nicht zuletzt auf die Jahre nach dem Ende des Zeitalters der Massenmigration 1914.

Das Forschungsvorhaben widmet sich der Zwischenkriegszeit und fragt danach, wie sich (dauerhafte oder zeitweilige) Migrationen aus Sachsen unter den Bedingungen der wirtschaftlichen und politischen Krise, der Intensivierung der auslandsdeutschen Arbeit sowie neuer kommunikations- und verkehrstechnischer Möglichkeiten vollzogen. Mit einem subjektorientierten Zugang wird die Frage nach Migrationsmotiven und -erfahrungen ebenso untersucht wie die Verhandlung von Fremd- und Eigenbildern der Akteur:innen, die Interaktion zwischen Emigrant:innen und Einheimischen und die Konstruktion des Heimatbegriffes. Im Mittelpunkt stehen dabei so heterogene Quellenbestände wie die Sammlung auslandsdeutsche Briefe aus den 1930er Jahren im Hauptstaatsarchiv Dresden, Dokumente der Deutschen Auswandererbriefsammlung in Gotha sowie Quellen des Leipziger Missionswerkes aus der Zeit der Wiederaufnahme der Missionstätigkeit in den 1920er Jahren.