Landschaft nach Plan. Die Formierung der “sozialistischen Landschaft” und der ländliche Raum in der SBZ und DDR (1945-1989/1990)

Bearbeiter: Henrik Schwanitz

Mit der Bodenreform ab 1945 und der Kollektivierung zwischen 1952 und 1960 sind zwei Prozesse angesprochen, die den ländlichen Raum auf dem Gebiet der SBZ und später der DDR massiv umformten. Dabei wurden nicht nur die tradierten Sozial- und Besitzverhältnisse verändert, sondern auch die Kulturlandschaft als Ensemble natürlicher und kultureller Erscheinungen. So veränderte sich etwa durch Abtragung von Gutsanlagen und Neubauten nach Typenentwürfen nicht nur die Architektur der Dörfer, sondern auch die Landschaft als solche. Die Spuren, die diese Veränderungen in den Dorf- und Kulturlandschaften hinterließen, haben sich teilweise bis heute erhalten und sind ökonomisch, ökologisch und visuell präsent und lesbar.

Ihre bis heute ins Auge springenden Folgen fordern dazu heraus, nach der Genese und Bedeutung jener multiplen Transformationen zwischen 1945 und 1990 zu fragen. Das Projekt fokussiert einerseits auf Prozesse der Raumaneignung und Raumgestaltung in der SBZ und DDR. Die zentrale Frage ist hierbei, inwiefern sich politisch-soziale Transformationen räumlich einschreiben, wobei vor allem zu analysieren ist, inwieweit der sozialistischen Umgestaltung der Gesellschaft auch eine spezifische und intendierte Umgestaltung von Natur und (Kultur-)Landschaft folgte. Andererseits fokussiert das Projekt mit dieser Frage auf den Umgang mit und die Diskussion über Natur, Landschaft und Heimat in der DDR.

Im Fokus der Untersuchung stehen die verschiedenen Interessensgruppen – staatliche Stellen und Akteure, Kulturbund/Wissenschaft und lokale Akteure – und die Reaktionsweisen, die solcherlei tiefgreifende Veränderungen hervorriefen. Welche Bilder von Natur und Heimat lassen sich in den Diskursen finden, und welche Möglichkeiten und Grenzen bestanden, die jeweiligen Vorstellungen und Konzepte zu formulieren und durchzusetzen? In beiden Fragstellungen werden sowohl der Diskurs an sich als auch konkrete Akte des Handelns in den Blick genommen.

Grundlage der Untersuchung bilden dabei Aktionen wie „Unser schönes (sozialistisches) Dorf“ oder die seit 1966 stattfindenden Landschaftstage. Auch die in den Sammlungen des ISGV befindlichen Materialien zur Aktion „Alte Bauten im neuen Dorf“ werden für die Analyse herangezogen.

Letztendlich ermöglicht die Fragestellung eine Erweiterung der stark sozial- und politikwissenschaftlich geprägten DDR-Forschung durch einen raum- und landschaftstheoretischen Ansatz.