Alle fotografieren? Amateur- und Alltagsfotografie als Ausstellungsprojekt

Projektleitung: Ira Spieker, Torsten Näser (Göttingen)
Projektbearbeitung: Nathalie Knöhr, Nadine Kulbe, Luise Eberspächer
Laufzeit: September 2025 bis August 2028
Kooperationspartner: Stadtmuseum Jena, Technische Sammlungen Dresden, LWL-Museum Henrichshütte Hattingen, Freiberger Fotofreunde, UNIFOK Jena e. V
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Aufbauend auf den Ergebnissen des Forschungsprojekts „BildSehen // BildHandeln. Die Freiberger Fotofreunde als Community of Visual Practice“ werden die Untersuchungen zur Amateurfotografie in diesem Projekt fortgesetzt und auf die Alltagsfotografie erweitert. Ziel ist der Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in drei Ausstellungen, für die als Kooperationspartner das Stadtmuseum Jena, die Technischen Sammlungen Dresden sowie das LWL-Museum Henrichshütte in Hattingen gewonnen werden konnten. Darüber hinaus ist die Zusammenarbeit mit lokalen Fotoclubs und über Social-Media-Apps ortsbezogen agierenden Fotoakteur:innen in Dresden, Freiberg, Jena und Hattingen geplant. Das Erkenntnistransferprojekt wird für drei Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

Im Ausstellungsprojekt richtet sich der Fokus auf das Fotografieren als gesamtgesellschaftliche Alltagspraxis, als Instrument der Vergemeinschaftung und als visuelles Erbe. Spätestens mit der Durchsetzung des Smartphones ab Ende der 2000er-Jahre hat sich die Anzahl täglich aufgenommener und publizierter Bilder enorm potenziert. Der Begriff Alltagsfotografie umfasst sowohl Praktiken privater wie auch der Amateurfotografie, die beide kollektive Strukturen aufweisen können und in Clubs wie in (sozial medialen) Online-Communities evident sind. Beide Felder sollen in Hinblick auf visuelles Wissen, mediale Prägungen sowie die Praktiken der Archivierung und Zirkulation von Aufnahmen untersucht werden.

Das Vorhaben schließt damit an das ebenfalls von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt „Bildsehen // Bildhandeln“ an. In dessen Fokus stand die Praxis des seit 75 Jahren existierenden und in der DDR gegründeten Amateurfotoclubs Freiberger Fotofreunde. Zu den zentralen Forschungsergebnissen zählen die spezifische mediale (Mit-)Gestaltung und visuelle Prägung von Raum. In Verbindung damit zu sehen ist die hohe Relevanz kollektiver Lehr-Lern-Prozesse der community of visual practice und der durch sie ausgehandelten und verinnerlichten Vorstellungen von einem „guten Foto“. In enger Wechselwirkung dazu steht die Funktion der über Jahre gewachsenen Fotoarchive: Deren Bestände sind kulturelles Kapital und Ressource. Sie ermöglichen die Zirkulation und Veröffentlichung von Bildern in Ausstellungen, Publikationen und Wettbewerben.

Die Ergebnisse sollen in Kooperation mit Museen und regionalen Fotogruppen in Dresden, Jena und Hattingen erweitert und in drei Ausstellungen transferiert werden. Schwerpunkte der musealen Präsentationen sind: (1) Akteur:innen, (2) die visuelle Aneignung von Raum, (3) die mediale Vielfalt, (4) die Performativität fotografischer Praktiken und (5) die Nachhaltigkeit vor allem archivalischer Praktiken. Der Erkenntnistransfer wird von vertiefenden und vergleichenden Forschungen zu fotografischen Praktiken in regionalen Clubs sowie auf Social Media-Plattformen begleitet.