Stadtbürgerlicher Eigensinn in der DDR? DDR-Stadtjubiläen zwischen parteipolitischer Intention und kommunaler Selbstdarstellung

Buchpräsentation zu einer Neuerscheinung aus dem Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde
Eine Anmeldung ist nicht nötig. Der Eintritt ist frei.
Ort: Stadtarchiv Leipzig, Straße des 18. Oktober 42, 04103 Leipzig
Zeit: Dienstag, 12. Dezember 2023, 18:00 Uhr
Eine Gemeinschaftsveranstaltung des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde und des Stadtarchivs Leipzig
Begrüßung Dr. Michael Ruprecht, Direktor des Stadtarchivs Leipzig
Einführung Prof. Dr. Joachim Schneider, Leiter Bereich Geschichte des Instituts für Sächsische Geschichte und Volkskunde
Buchpräsentation Dr. Daniel Fischer, Stadtbürgerlicher Eigensinn in der DDR? DDR-Stadtjubiläen zwischen parteipolitischer Intention und kommunaler Selbstdarstellung
Seit Gründung der DDR griff die SED massiv in städtische Belange ein. Die Abschaffung kommunaler Selbstverwaltung sowie eine zentrale Bau-, Kultur- und Geschichtspolitik bedeuteten den offenen Bruch mit urbanen Traditionen. Städte, einst Orte bürgerlicher Selbstverwaltung, sollten nun in einer sozialistischen, antibürgerlichen Gesellschaft aufgehen. Das städtische Selbstverständnis und lokale Erinnerungsbestände erwiesen sich allerdings immer wieder als resistent gegenüber parteipolitischen Vorgaben. Deutungs- und Gestaltungsanspruch der Staatspartei waren in den historisch gewachsenen Städten nicht widerstandslos durchzusetzen. Besonders bei den in der Bevölkerung beliebten Stadtjubiläen, wo SED und Stadtgesellschaft ihre Werte und Normen gleichermaßen inszenieren wollten, trafen staatliche und städtische Bedürfnisse nach Selbstdarstellung direkt aufeinander.
Die Studie untersucht das Spannungsfeld von stadtbürgerlichem Eigensinn und absolutem Herrschaftsanspruch der SED vor dem Hintergrund der lokalen Jubiläumskultur in der DDR. Gefragt wird, inwiefern die Städte der Idee einer sozialistischen Gesellschaft folgten und ob kommunale Selbstdarstellung von Nähe oder von Distanz zur SED-Ideologie zeugte. Die Studie analysiert eine große Zahl von Fallbeispielen auch über Sachsen hinaus und erlaubt anhand der Untersuchung der Einflussnahme auf den jeweiligen Stadtraum valide Rückschlüsse auf das komplexe Herrschafts- und Gesellschaftssystem der DDR.