Personalia

Uwe John zum 65. Geburtstag

Uwe John
Uwe John

von Enno Bünz

Am 17. November 2025 wird der Historiker Uwe John 65 Jahre alt. Für die Geschichtsforschung und -vermittlung in Sachsen und in Mitteldeutschland spielt Uwe John seit langem eine wichtige Rolle, zumeist im Hintergrund wirkend, aber stets prägend und nachhaltig mitgestaltend. 1960 in Worbis geboren absolvierte er zunächst eine Ausbildung als Elektromaschinenbauer und erwarb während seiner Berufstätigkeit das Abitur in Gotha, was ihm 1985 die Chance eröffnete, beruflich umzusatteln: Er wurde Mitarbeiter im Lektorat des traditionsreichen Verlags Hermann Böhlaus Nachfolger in Weimar. Nachdem er ein externes Direktstudium der Geschichte an der Universität Leipzig absolviert und als Diplomhistoriker abgeschlossen hatte, war er von 1990 bis 1992 als Verlagslektor weiter bei Böhlau tätig. Über die spannende und facettenreiche Tätigkeit in einem der traditionsreichsten Wissenschaftsverlage der DDR hat John kürzlich einen lesenswerten Aufsatz mit „Erinnerungen eines Böhlauers“ veröffentlicht (siehe unten). Von der harten Arbeitswelt der Großbaustellen wechselte Uwe John in eine neue Welt, in der er als Historiker, Lektor und wissenschaftlicher Redakteur seine ganz eigene Rolle zwischen Verlagen und Wissenschaft fand. Seitdem sind zahlreiche Publikationen unter seinen kritischen Augen und seiner tatkräftigen Mitwirkung entstanden. Er hat damit seit den 1990er-Jahren die Kultur- und Geschichtslandschaft Mitteldeutschland mitgeprägt. Zahlreiche Autoren und Herausgeber sind ihm zu größtem Dank verpflichtet und bilden ein mittlerweile großes Netzwerk um ihn.


1993 wurde Uwe John Wissenschaftlicher Mitarbeiter von Karlheinz Blaschke (1927–2020) am Lehrstuhl für Sächsische Landesgeschichte der TU Dresden. Seine wichtigste Aufgabe war die Redaktion des Neuen Archivs für sächsische Geschichte, das 1993 mit Band 64 unter der Herausgeberschaft Blaschkes nach jahrzehntelanger Zwangspause wieder zu erscheinen begann. Durch die redaktionelle Federführung von John erreichte das NASG aus dem Stand das hohe Niveau der früheren Bände. Nachdem das NASG 1999 im Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde in Dresden angebunden wurde, war Uwe John dort als Wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Bis 2002 hat er neun Jahrgänge des NASG mit seinen drei Abteilungen – Aufsätze, Forschung und Diskussion, Rezensionen – betreut. Er hat sich damit auch große Verdienste um das ISGV erworben, wo die Zeitschrift nach seinem Ausscheiden mit einem neuen Herausgeberkreis versehen und dauerhaft an das Institut angebunden wurde.


Seit 2002 war Uwe John dann kontinuierlich als Schriftleiter und wissenschaftlicher Redakteur für große Buchprojekte verantwortlich. Erwähnt seien die dreibändige Geschichte der Stadt Dresden (bis 2006), die Betreuung des zweibändigen Katalogs zur 3. Thüringer Landesausstellung „Elisabeth von Thüringen – Eine europäische Heilige“ und weiterer Begleitpublikationen zu dieser Ausstellung (2006/7), die Redaktion der fünfbändigen Geschichte der Universität Leipzig (2007–2011), schließlich die wissenschaftliche Redaktion der vierbändigen Geschichte der Stadt Leipzig (2012–2019). So entstand eine enge Kooperation mit dem Leipziger Universitätsverlag unter der Leitung von Gerald Diesener.
Da ich als Autor und Mitherausgeber an der Erarbeitung der Leipziger Universitäts- wie auch der Stadtgeschichte beteiligt war, ergab sich daraus eine jahrelange eng Zusammenarbeit mit Uwe John, auf die ich dankbar zurückblicke. Es war eine Freude zu erleben, wie er nicht nur die eingehenden Beiträge mit gewohnter Gründlichkeit und Präzision redigierte, sondern stets auch inhaltlich mitdachte und -plante, neue Themenvorschläge machte, für eine qualitätvolle Bildausstattung sorgte, sodass die beiden großen Werke über die Stadt und die Universität Leipzig seine Handschrift tragen und deshalb auch seine Mitwirkung auf dem Titelblatt nennen. Ohne die Expertise von Uwe John wäre es nicht gelungen, die Universitäts- und die Stadtgeschichte in dieser Qualität und vor allem auch mit zuverlässiger Zeitplanung vorzulegen.


Die langjährige Arbeit an der Geschichte der Stadt Leipzig ging mit umfangreichen wissenschaftlichen Aktivitäten einher, um die bestehenden Forschungslücken der Stadtgeschichte zu schließen. Jährlich wurde ein Tag der Stadtgeschichte zu wechselnden Themen veranstaltet, an deren Vorbereitung John beteiligt war, außerdem entstanden Dissertationen und andere Abschlussarbeiten, sodass die dafür ins Leben gerufene Buchreihe „Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Leipzig“ schnell anwuchs. Uwe John war in all den Jahren nicht nur wissenschaftlicher Redakteur, sondern als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats umsichtiger Koordinator und Vermittler zwischen Stadt, Universität, Herausgebern und Autoren.


Auf dem Feld der Leipziger Stadtgeschichte hat Uwe John seit 2012 nachhaltige Impulse gesetzt, weshalb er bald nach Erscheinen des vierten und letzten Bandes der Leipziger Stadtgeschichte 2019 als Mitarbeiter des Stadtarchivs Leipzig angestellt wurde, wo er seitdem als wissenschaftlicher Redakteur und Koordinator wirkt, zugleich aber auch – mit einem zweiten Arbeitsplatz im Historischen Seminar – als Mitarbeiter im Kooperationsprojekt Stadtgeschichte Leipzig der Universität Leipzig und der Stadt Leipzig tätig ist. Die Reihe „Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Leipzig“, deren Mitherausgeber er seit Band 11 ist, kommt rasch voran, sodass bald der 30. Band erscheinen kann, und das traditionsreiche Periodikum des Leipziger Geschichtsvereins wird seit 2020 unter neuem Titel als „Jahrbuch zur Leipziger Stadtgeschichte“ von ihm ebenfalls mitherausgegeben und redigiert.


Beruflich ist Uwe John seit den 1990er-Jahren eng mit Sachsen verbunden und hier tätig, aber er hat immer auch darüber hinaus gewirkt. Dies ist ablesbar an der redaktionellen Betreuung zahlreicher Publikationen etwa der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz (darunter große Ausstellungskataloge), der Sparkassenkulturstiftung Hessen-Thüringen (hier z. B. der von ihm auch mitverfasste Band „Stätten der Reformation“ 2014) oder der Wartburg-Stiftung (der schon erwähnte zweibändige Katalog der Elisabeth-Ausstellung 2007 und der Katalog der Nationalen Sonderausstellung „Luther und die Deutschen“ auf der Wartburg 2017). Akademisch geprägt wurde Uwe John vor allem von Karlheinz Blaschke, dessen umfangreiche Festschrift zum 70. Geburtstag er mit herausgegeben hat. Durch seine präzise wissenschaftliche Arbeitsweise wurde der Dresdner Archivar und Historiker Manfred Kobuch (1935–2018) für John ein großes Vorbild. Es ist sein großes Verdienst, die imposante Sammlung ausgewählter Schriften Kobuchs (Meißnisch-sächsische Mittelalterstudien), deren langwierige Genese ausgesprochen schwierig war, 2021 gemeinsam mit Markus Cottin vorgelegt zu haben.
Die Verdienste von Uwe John wurden am 18. November 2022 durch die ehrenvolle Zuwahl in die Historische Kommission bei der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig gewürdigt. Als neugewähltes Mitglied hielt er in der Sitzung der Historischen Kommission am 6. Juni 2025 einen Vortrag zum Thema „Der Fachbereich Geschichte im Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar 1985 bis 1992“.


Gewürdigt wird hiermit ein Kollege, mit dem nicht nur seit langem eine enge und fruchtbare Arbeitsbeziehung besteht, sondern der in all den Jahren zum guten Freund geworden ist. Schätzenswert ist nicht nur seine klare, nüchterne Urteilskraft und sein untrüglicher Blick für Qualität, sondern auch seine Integrität und Verlässlichkeit sowie sein Talent, Autoren zu motivieren. Bedauern kann man nur, dass er ungeachtet seiner Produktivität als wissenschaftlicher Redakteur eine allzu schwere Feder führt und sich deshalb nur selten entschließen kann, selbst etwas zu schreiben und zu veröffentlichen. Aber das, was vorliegt, zeigt auch sein Talent als Historiker, der es versteht, geschliffen zu formulieren und präzise und anschaulich zu argumentieren. Bleibt nur zu wünschen, dass er im Ruhestand etwas mehr Muße finden wird, eigene Dinge zu schreiben, sofern er nicht mit seiner Familie auf Reisen geht oder ausgedehnte Radtouren in Mitteldeutschland, aber auch in entferntere Regionen unternimmt.


Uwe John lebt in Erfurt, ist in Thüringen verwurzelt, aber durch die lange Tätigkeit in Dresden und dann in Leipzig auch mit Sachsen eng verbunden. Anlässlich seines 65. Geburtstages begleiten ihn in Dankbarkeit für alles bisher Geleistete die allerbesten Wünsche des ISGV in Dresden sowie des Lehrstuhls für Sächsische und Vergleichende Landesgeschichte in Leipzig und seines Inhabers.

Lektüretipp: Uwe John, Der Fachbereich Geschichte im Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger Weimar 1985 bis 1992. Erinnerungen eines Böhlauers, in: Werner Greiling / Marko Kreutzmann, Von der Hofdruckerei zum Böhlau Verlag. Buchdruck und Verlagswesen in Thüringen 1624–2024 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen. Kleine Reihe 70), Köln 2025, S. 255-287.

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