Vergessene Klosterlandschaft erforscht
„Sächsisches Klosterbuch“ erschienen

Sächsisches Klosterbuch. Die mittelalterlichen Klöster, Stifte und Kommenden im Gebiet des Freistaates Sachsen, herausgegeben von Enno Bünz, Sabine Zinsmeyer, Dirk Martin Mütze, Christian Schuffels und Alexander Sembdner, Leipzig 2025 (Quellen und Materialien zur sächsischen Geschichte und Volkskunde, Sonderband 1, Teilband 1-3)
2016 Seiten, 3 Teilbände, Hardcover, 1.028 Abbildungen
ISBN 978-3-86583-816-2, 224,00 € (249,00 € im Schmuckschuber)
Erhältlich über den Leipziger Universitätsverlag und den Buchhandel.
Mit keiner anderen Einrichtung des Mittelalters haben die Reformatoren so radikal aufgeräumt wie mit den Klöstern. Dabei war Sachsen einst ein klosterreiches Land, auch wenn die meisten Klöster heute spurlos verschwunden sind. Dieser (fast) vergessene Teil der sächsischen Geschichte wird jetzt wiederentdeckt: Über Jahre wurde am Lehrstuhl für Sächsische und Vergleichende Landesgeschichte der Universität Leipzig unter der Leitung von Prof. Dr. Enno Bünz und dem Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde in Dresden in Zusammenarbeit mit zahlreichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die sächsische Klostergeschichte erforscht. Das Ergebnis liegt nun in Form des im Leipziger Universitätsverlag im April erschienen, dreibändigen „Sächsischen Klosterbuchs“ vor.

"Sächsisches Klosterbuch" als Grundlagenwerk
Die Neuerscheinung stellt die vielfältigen Formen religiösen Gemeinschaftslebens in Sachsen erstmals grundlegend dar und blickt auf Klöster, Stifte und Kommenden (Niederlassungen der Ritterorden) und damit auf Institutionen, die der modernen Welt fremdartig erscheinen, die aber in früheren Jahrhunderten präsent und prägend waren. „Der negative Blick der Reformatoren auf das Klosterleben hat nicht nur in Sachsen lange nachgewirkt und dazu beigetragen, dass sich auch Wissenschaftler kaum mit den sächsischen Klöstern und Stiften beschäftigt haben. Dabei geht die Klostergeschichte keineswegs bloß Kirchenhistoriker oder Theologen an, denn die geistlichen Gemeinschaften des Mittelalters haben in vielfältiger Weise sowohl die Kirche als auch die Welt geprägt“, sagt Herausgeber Enno Bünz. Es gehe nicht bloß um Glauben und Frömmigkeit, sondern auch um alltägliche Lebensformen, Herrschaftspraxis, Wirtschaftsweise, Bildung und Kultur. Klöster und Welt waren untrennbar miteinander verflochten.
„Im Gebiet des heutigen Freistaates Sachsen bestanden während des Mittelalters 74 Klöster, Stifte und Ritterordenskommenden. Dadurch, dass einige Klöster einmal oder mehrfach verlegt wurden, erhöht sich die Gesamtzahl der Klosterstandorte auf 80“, resümiert der Historiker.
Diese Einrichtungen prägten die Geschichte des Landes lokal und regional, sie waren überdies Knotenpunkte eines internationalen Netzwerkes des religiösen Gemeinschaftslebens von Skandinavien bis Spanien, von Irland bis Sizilien. Das „Sächsische Klosterbuch“ zeigt, dass sich hier fast alle wichtigen Orden und religiösen Gemeinschaften des Mittelalters etabliert und jahrhundertelang entfaltet haben. Das Klosterbuch ist als Handbuch angelegt, das die geistlichen Institutionen nach einem einheitlichen Bearbeitungsschema darstellt und damit auch die vergleichende Betrachtung ermöglicht. Geschichte, Bau- und Kunstgeschichte, Archäologie und Bibliotheksgeschichte der geistlichen Institutionen stehen im Mittelpunkt. Alle Klosterartikel, geschrieben von zahlreichen Expertinnen und Experten, sind mit historischen und aktuellen Aufnahmen, Lageplänen, Grundrissen und Besitzkarten ausgestattet. Umfangreiche Quellen- und Literaturverzeichnisse bilden den Ausgangspunkt für weitere Forschungen. Die Beschreibungen und Abbildungen regen dazu an, den Spuren vor Ort nachzugehen.
Öffentliche Buchpräsentationen in Leipzig, Dresden und weiteren Städten
Bei verschiedenen Präsentationsterminen in ganz Sachsen wird das Klosterbuch der Öffentlichkeit vorgestellt. Den Auftakt macht die feierliche Buchvorstellung am 8. Mai 2025 im Festsaal des Alten Leipziger Rathauses um 19 Uhr (Einlass 18.30 Uhr). Bei dieser Gelegenheit wird auch Universitätsrektorin Prof. Dr. Eva Inés Obergfell ein Grußwort halten. Die Herausgeber:innen stellen den Aufbau des Werkes vor und geben Einblicke in die historische sächsische Klosterlandschaft. Bei einem weiteren Termin am 12. Mai 2025, 17 Uhr, unter Anwesenheit des Landtagspräsidenten Alexander Dierks wird das Klosterbuch in der Sächsischen Landesbibliothek (SLUB) in Dresden vorgestellt. Weitere Präsentationstermine finden in Freiberg, Kamenz, Annaberg-Buchholz, Pirna, Altzella und Bautzen statt.
Ansprechpartner/innen für Artikel/Interviews:
Prof. Dr. Enno Bünz, Lehrstuhlinhaber für Sächsische und Vergleichende Landesgeschichte an der Universität Leipzig und Direktor des ISGV, Herausgeber des Klosterbuchs
Tel.: +49 341 97 – 37082
E-Mail: buenz@rz.uni-leipzig.de
Interviewanfragen und Kontakt:
Dörthe Schimke (Öffentlichkeitsarbeit/Wissenschaftskommunikation am Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde), d.schimke@isgv.de, Tel. 0351 - 436 16 31